Hypnose und Ablenkung

Donnerstag, 9. Mai 2019

eine kleine geschichte von nichts

eine kleine geschichte von nichts

salem geht auf wanderschaft. zu hause fällt ihm die decke auf dem kopf,sogar sein kater nervt ihn. er geht ziellos weg und kommt deswegen nirgendwo an. er findet ein sonniges bänkchen und setzt sich drauf. vor ihm ein fluss, hinter ihm eine straße. nichts passiert in dieser geschichte. salem hat das gefühl, er kann nichts und will nichts.und dieses nichts breitet sich alsbald in ihm aus, solange, bis nichts mehr von ihm da ist. dabei wollte er nur aus dem massenbewusssein austreten, sich enthypnotisieren.

salem sitzt und atmet. der autolärm ist so laut, dass er seinen atem nicht mehr hört. er fragt sich, wie er den energiestrom beeinflussen kann, der auf ihn einströmt.er scheint von außen zu kommen,aber salem glaubt an kein außen mehr. und doch sieht er vor sich ein mädchen mit hund, von dem er glaubt, dass auch sie kein außen hat. vielleicht glaubt auch sie nicht, dass es etwas außerhalb von ihr gibt. "naja, sie telefoniert gerade" denkt sich salem, "da muss sie wohl an ein außen glauben."

salem denkt daran, eine selbsthilfegruppe von menschen zu gründen, die an kein außen glauben. er weiß, er wäre alleine in der gruppe, die anderen tun nur so, als ob sie außerhalb von ihm wären. salem denkt, dass er erst nach seinem tod kein außen mehr hat, weil ihm seine menschliche wahrnehmung und sein körper abhanden kommt. er wäre mit sich in seinem nichts gefangen.

salem beobachtet, wie die welt auf ihn reagiert. wie würde sich seine welt verändern, wenn er sich entscheiden würde, eine reise zur venus unternehmen zu wollen. würde sich die gravitation lockern? er spürt, dass ihn die gravitation nun noch mehr nach unten drückt, so als ob sie sagen würde: "du läufst nicht davon!"

wer in seiner welt erfreut ihn als nächstes? ein weißhaariger mann mit gebundenem haarschwanz geht an ihm vorbei und tut so, als ob er salem nicht sähe. ein anderer hinkt an ihm vorbei. mutter, tochter und hund unterhalten sich. was ist in salems welt los? alle ignorieren ihn, er erschafft sich eine ignorante welt. eine radfahrerin hat ihn kurz angesehen, fährt weiter. "vielleicht habe ich in diesem lebensmittelpunkt keine aufmerksamkeit. vielleicht bin ich mir der aufmerksamkeit nicht bewusst, die sie sich selber geben, weil sie in ihrem persönlichem aufmerksamkeitszirkel sind."

salem denkt pötzlich an ein getarntes pornoheft, dass von außen ausschaut wie eine unscheinbare illustrierte und er denkt, dass es schwer ist, eine geschichte zu erzählen, die nicht außerhalb von ihm stattfindet. er erinnert sich an eine freundin, die ihm einmal gesagt hat, dass er eventuell doch kein guter schriftsteller ist, wenn es ihm so schwer fällt, mitreißende geschichten zu erzählen.

es ist so einfach für salem seinen wert in seiner äußeren welt zu erkennen, die er für eine illusion hält. noch eine frau mit hund und ein läufer laufen achtlos an ihm vorbei. zumindest ein baby schaut ihn kurz neugierig an, aber die mutter beschleunigt den schritt. bye, baby.

wieder eine geschichte in der nichts passiert.

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